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Unser Leitbild

Unsere Kultur und was uns leitet

Wir verstehen den Menschen als existenzialistisch „in die Welt“ geworfen. Mit diesem Verständnis muss der Mensch zwangsläufig seinem jeweiligen Leben selber einen Sinn geben können. Hier halten wir die Logotherapie und die Verstehensansätze von Viktor Frankl für sehr hilfreich. Des Weiteren verstehen wir das Menschensein zu großen Teilen unabhängig von der Natur, der Mensch ist nicht gänzlich durch die Natur determiniert. Hieraus resultiert die einzigartige Freiheit des Menschen! Der Mensch kann sich, nach diesem Verständnis, in verschiedenen Situationen, auch immer ganz anders entscheiden, er hat die Wahl aus verschiedenen Möglichkeiten. Mit dieser Freiheit muss der jeweilige Mensch aber auch die Verantwortung für seine Existenz auf sich nehmen, die von der Wahl seiner zu verwirklichenden Möglichkeiten abhängt. Weiterhin erkennt der Mensch sich und seine Möglichkeiten im Bewusstsein, auch von anderen Menschen erkannt zu werden. Unter „Dem Blick des Anderen“ konstituiert der Mensch sein Ich. Deshalb bestimmen die Werte und Normen einer Kultur und das daraus resultierende soziale Miteinander von Menschen, die Möglichkeiten von Menschen in dieser Kultur. Auf Grund dessen empfinden wir auch die Individualpsychologie von Alfred Adler mit seinen Definitionen von Kooperationsfähigkeit und Gemeinschaftssinn sehr zielführend für unsere pädagogische Arbeit.
In der Bewusstwerdung der eigenen Freiheit, kann der Mensch feststellen, dass er seine Freiheit nicht aus sich selbst heraus generieren kann, sondern der Mensch wird sich in seiner Freiheit geschenkt, bekanntlich kann er sich auch selber ausbleiben und sein Freisein nicht erzwingen. Die Bewusstheit von der Freiheit in der Welt, heißt deshalb zugleich für uns auch, eine Bewusstheit von der sozialen und transzendenten Gebundenheit. Ein Gott oder ein “Umgreifendes“ (Jaspers) ist dabei kein Gegenstand des Wissens, ist nicht zwingend erschließbar und ist auch kein Gegenstand der sinnlichen Erfahrung. Ein Gott oder ein „Umgreifendes“ kann nicht geschaut, sondern nur geglaubt werden. Dieser Glaube kann aus der Freiheit des Menschen entstehen. Diese Metaphysik ist reziprok verbunden mit unserer sozialen Gebundenheit als Mensch.
Unser Ethos als evangelisches Kinderheim und Kindertagesstätte ist deshalb stark mit den christlichen Werten und Normen der Nächstenliebe, Achtsamkeit und dem Dienen am Menschen, im besten Sinne des Wortes, verbunden. Den „guten Willen“ nach Kant unterstellen wir jedem Menschen, dieses verschafft uns ein weiteres positives Element vom Bild des Menschen und spornt uns an, unsere Maximen nach der Pflicht auszurichten und nicht nach den jeweiligen Neigungen.

Unsere Pädagogik

Das Ziel unserer Pädagogik ist es, Kinder und Jugendliche zu selbständigen Persönlichkeiten in Anerkennung der Freiheit der anderen Menschen zu erziehen. Eine „Erziehung zur Mündigkeit“ (Adorno), mit der Fähigkeit zur kritischen Reflexion, in einer Balance von Individualität und Anpassung.
Uns ist es wichtig, dass die jungen Menschen bei uns ein Heim, ein zweites Zuhause, wenn auch nur auf Zeit, erleben. Dieses Zuhause soll Sicherheit, Orientierung und Ästhetik in der Auseinandersetzung mit den anderen Menschen, deren Charaktere und deren Biographien bieten.
Auf Grund dessen, dass sich die psychischen Entwicklungen des Kindes und des Jugendlichen nur im Rahmen von abgegrenzten Beziehungen progressiv entwickeln können, um später die eigene Freiheit in der Beziehung zum Anderen zu konstituieren, steht für uns die Beziehungsarbeit im Vordergrund. Für uns gestaltet sich Beziehungsarbeit im Wesentlichen durch gemeinsames Tun, also im aktiven Gestalten des Alltages. Sozialpädagogische-, heilpädagogische- und erlebnispädagogische Methoden sind für uns fachliche Hilfsmittel im Rahmen von Beziehungsgestaltungen. Dabei spielt das „Verstehen“ von Beziehungsstrukturen für uns jederzeit eine große Rolle. Um jene zu verstehen, greifen wir immer wieder, auch auf die Sozialpsychologie von Erich Fromm zurück.
Wir haben einen hohen Respekt vor der Würde eines jeden Menschen und tun alles, um diese Würde zu achten und zu schützen. Wir teilen nicht die Auffassung, des derzeitigen pädagogischen Mainstreams, dass die Kinder und Jugendlichen kleine Erwachsene sind und schon wissen, was für sie gut und was schlecht ist und daher omnipotent entscheidungsfähig sind. Somit verstehen wir uns nicht als Partner der Kinder und Jugendlichen, sondern als deren Erzieher. Die Würde der jungen Menschen besteht gerade darin noch eine Kindheit haben zu dürfen und erst langsam und schrittweise Entscheidungen und Verantwortungen für sich zu übernehmen.
Die Kinder und die Jugendlichen sind von ihren Anlagen in der Regel offen für viele verschiedene Möglichkeiten. Sie benötigen Orientierung für ihre persönlichen Entwicklungen. Sicherheit, Verlässlichkeit, Normen und Werte sind hierfür wichtige Fundamente. Diese Fundamente wollen wir den Kindern und Jugendlichen in unseren Beziehungen und als persönliche Vorbilder reichen. Unsere pädagogischen Beziehungsangebote wollen und sollen liebevoll dem Kind und Jugendlichen zugewandt und achtsam sein, gleichzeitig aber auch abgegrenzt und konsequent. Unsere Pädagogik ist offen und an den Bedürfnissen des Kindes und Jugendlichen orientiert, allerdings steuert der Erwachsene den jungen Menschen – und nicht umgekehrt. Im Bewusstsein, dass wir nicht alles wissen, nicht alles können und wir uns ständig reflektieren müssen – also Lernende sind – sind wir dennoch die Erziehenden, die Lehrer, die Meister und die uns anvertrauten jungen Heranwachsenden sind in der Rolle der Schüler. Mit unserer Erziehung sollen Kinder und Jugendliche lernen, im Rahmen des sozialen Miteinanders, Verantwortung für sich und ihr Handeln zu übernehmen. Dieses geschieht in einem ständigen und adäquaten kommunikativen Aushandlungsprozess mit den Erwachsenen und der sozialen Gruppe. Verantwortung zu übernehmen heißt eigene Bedürfnisse und Neigungen zurückzustellen, Kompromisse mit dem „abgegrenzten Anderen“ zu finden, und die eigene Pflicht zu erkennen. Jenes bedeutet für uns Pädagogen, dass wir in einem ständigen kommunikativen Prozess mit den Kindern und Jugendlichen die Grenzen setzen und deren Verschiebungen überprüfen müssen. Damit kann sich die Psyche des jungen Menschen ohne bedeutende Fixierungen entwickeln, und am Ende eine gesamtreife Persönlichkeit ausbilden, die ihre weitere Erziehung in Verantwortung für eine „Selbsterziehung“ übernimmt. Hierbei spielen das Probsthof und das Kita Dollendorfer Partizipationskonzept eine wichtige Rolle.

Arbeit mit den Eltern und der Herkunftsfamilie

Eine gute Zusammenarbeit mit den jeweiligen Eltern und weiteren  Familienmitgliedern fördert in der Regel die Entwicklung der jungen Menschen. Daher ist sie ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Auch hier steht die Beziehung zur Erfüllung unseres Auftrages im Vordergrund. Ob in Krisenzeiten, im Kinderschutz oder anderen „Reibungsfeldern“ des Miteinanders, wollen wir in der Beziehung offen und transparent für die Probleme und Sorgen der Familien bleiben. Das Sorgerecht der erziehungsberechtigten Familienmitglieder und der Wille und die Ziele der Menschen sind für uns ein hohes Gut, welche immer wieder von uns abgefragt und reflektiert werden. Wir wollen mit den Familien den Hilfe- und Unterstützungsbedarf, sowie die Ressourcen eruieren, um damit gemeinsam Veränderungsprozesse mit „Selbstwirksamkeit“ und Verantwortungsübernahme einzuleiten. Wir halten Eltern nicht grundsätzlich für die „Experten“ ihrer Kinder. Diese Zeitgeisthaltung vieler Fachleute, dass alle „Eltern die Experten ihrer Kinder“ sind, wird den Problemlagen und dem Hilfe- und Unterstützungsbedarf der Familien, die zu uns kommen in der Regel nicht annährend gerecht. Wir verstehen unsere Aufgaben und Aufträge darin, als Fachleute, mit einer hohen Professionalität und Qualität sowie mit einer umfangreichen Methodenvielfalt, den Familien Hilfe und Unterstützung zu geben. Dadurch sollen die Familien in der Zukunft wieder die Chance haben, ihre Ressourcen wahrzunehmen, auszubauen und selbstwirksam Verantwortung für sich und ihre Kinder zu übernehmen. Aus unserer Sicht ist es kein menschlicher Makel, wenn Menschen in schwierigen Zeiten Hilfe und Unterstützung für ihr Leben bedürfen und in Anspruch nehmen. Dieses darf auch sprachlich deutlich werden.

Unsere Führung und Leitung der Einrichtungen

So wie Aristoteles der Meinung war, dass der Mensch, der sich anmaßt andere zu erziehen, sich erst einmal selbst erziehen muss, übertragen wir dieses auch auf unser Verständnis von Leitung und Führung. Jenes soll heißen, dass wir das Führen durch Persönlichkeit und nicht in erster Linie durch Führungstechniken favorisieren. Persönlichkeiten bilden sich an Hand von Normen und Werten aus, die in Freiheit und Mündigkeit erlernt werden. Deshalb ist unsere Leitung und Führung eine „Ermutigung zum unzeitgemäßen Leben“ für die, die Führen und für die, die geführt werden. Tugenden und Werte wie Gerechtigkeit, Mäßigung, Klugheit und Mut sind für uns Ideale, die wir im Alltag leben und vorleben wollen – so gut wir können. Wer andere erzieht oder führt hat eine sehr hohe Verpflichtung zur Gerechtigkeit, hier äußert sich Kants „guter Wille“. In diesem Dienste stehen auch die Mäßigung, die Klugheit und der Mut. Wer diese Ideale vertritt, kann nicht in erster Linie seine eigenen Interessen, Neigungen und Launen vertreten oder diesen nachgeben, sondern muss sich an den gemeinsamen Aufgaben, den jeweiligen Verantwortungen, oder Kant würde sagen an seiner Pflicht orientieren.
Diese Führung ist eine Selbstverpflichtung an die, die Führen und ein dazu Anhalten an die, die geführt werden. Dann fügen sich wie selbstverständlich die Achtsamkeit für die notwendigen Bedürfnisse der Kolleginnen und Kollegen, das Aushandeln der verschiedenen Interessenlagen, die Transparenz in den Entscheidungen, das gemeinsame Bewältigen der Aufträge und Aufgaben mit einer ausgeglichenen Lasten- und Belastungsverteilung in die Kultur des Probsthofes und der Kita wie selbstverständlich mit ein.
Bei aller Ernsthaftigkeit für unsere Aufgaben und Aufträge, und bei allem Respekt für die Menschen, mit denen wir zusammen arbeiten und ein Stück unseres Lebens teilen, achten wir auf eine Atmosphäre, die Freude und Humor nicht nur zulässt, sondern diese aktiv fördert. Wahrhaftig lachende Gesichter in unseren Einrichtungen betrachten wir als unseren wirklichen Reichtum.

Kant gemaelde 3 Immanuel Kant
Alfred Adler Alfred Adler
Erich Fromm Erich Fromm
Viktor Frankl2 Viktor Frankl
Sigmund Freud, by Max Halberstadt (cropped) Sigmund Freud